Feuerwehrleute in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein tanken Fitness für ihren Job als Lebensretter Es gibt Lagen im Einsatz- und Übungsgeschehen, in denen der Körper an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit geführt wird. In solchen Situationen kann es von (über-) lebenswichtiger Bedeutung sein, eine angemessene körperliche Fitness zu besitzen.
Stellen wir uns das folgende Einsatzszenario einmal vor:
Wohnhausbrand, im dritten Stock werden Personen (vielleicht sogar Kinder?) vermisst. Der Angriffstrupp geht zur Menschenrettung vor. Jeder Kamerad, jede Kameradin trägt die persönliche Schutzausrüstung, welche komplett zusammen mit Pressluftatmer etwa 25 Kilogramm auf die Wage bringt. Es geht ab nach oben, nicht zu vergessen, dass die C-Leitung auch noch mitgenommen und durch das völlig verqualmte Treppenhaus zirkuliert werden muss. Oben im dritten Stock angelangt heisst es Türen aufzubrechen und Personensuche durchzuführen. Hat man die vermissten Personen gefunden, gilt es diese so schnell wie möglich zu retten.
Solche Einsätze führen auch die Härtesten unter uns an die Grenze der körperlichen Leistungsfähigkeit. Gewiss kann man sagen, dass derartige Einsatzlagen (zum Glück) eher selten sind. Doch: Jeden von uns kann es treffen, ob auf dem Dorf oder in der Großstadt. Jede Minute kann der Alarmmelder oder die Sirene losgehen und wir stehen genau vor einer solchen Extremsituation.
Der Hintergrund...
Der Dienst in einer Freiwilligen Feuerwehr ist eine der sinnvollsten ehrenamtlichen Tätigkeiten. Tag und Nacht stehen die Frauen und Männer der Wehren bereit, um bei Alarm sofort professionelle Hilfe zu leisten. Die Anforderungen, die dabei an die einzelne Einsatzkraft gestellt werden, verlangen neben technischem und taktischem Wissen und Können vor allem körperliche und seelische Belastbarkeit ab.
Belastung bei Einsätzen extrem hoch
Entwicklung von neuen und immer perfekteren Systemen zum Schutz der Einsatzkräfte ist in den letzten Jahren wesentlich vorangeschritten. Diverse technische Hilfsmittel erleichtern ihre Arbeit. Auf das Einsatzgeschehen ist eine Einflußnahme jedoch unmöglich. In bestimmten Situationen werden Feuerwehrleute bis an das Limit ihrer körperlichen Leistungsreserven gefordert.
Die Belastungen von Feuerwehr-Einsatzkräften hat man in den vergangenen Jahrzehnten in verschiedenen Studien wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse ähnelten sich: immer wieder hatte man festgestellt, dass v.a. die Beanspruchung des Herz-Kreislauf-Systems extrem hohe Werte erreicht: die Herzfrequenz und die Körpertemperatur steigen sehr stark an, der Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen unter der Einsatz – Schutzbekleidung ist enorm.
Die Empfehlungen der Autoren dieser früheren Studien gehen immer in ein- und dieselbe Richtung: ein angemessener Fitnesszustand ist für Feuerwehr-Einsatzkräfte ein absolutes Muss, damit bei körperlich belastenden Einsätzen kein gesundheitlicher Schaden zurückbleibt.
Eine aktuelle Studie (die sog. "STATT"-Studie, Download unter http://www.lfs-bw.de), die im Herbst 2002 an der Landesfeuerwehrschule Bruchsal in Baden-Württemberg durchgeführt wurde, unterstreicht diese Erkenntnis: Bei 50 Probanden aus Freiwilligen Feuerwehren, die unter realen Bedingungen zur Brandbekämpfung und Menschenrettung in einen simulierten Wohnhausbrand geschickt wurden, hat man höchste Beanspruchungen festgestellt. Ein Großteil der Probanden der Freiwilligen Wehren erzielte dermaßen hohe Herzfrequenzen, wie sie von Arbeitsmediziner als "medizinisch nicht tolerabel" angesehen werden.
Angesichts der Ergebnisse empfehlen die Autoren der Studie, nur noch körperlich trainierte Feuerwehrleute unter Atemschutz einzusetzen. Außerdem wird die Vermutung geäußert, dass die Ursache der erreichten – eindeutig zu hohen Herzfrequenzen – einerseits im hohen Stresspotential der realistischen Einsatzsituation zu sehen ist, andererseits jedoch auch von einem "schlechten Trainingszustand" der Feuerwehrleute herrührt.
"Feuerwehr – Fitness" – alles bestens?
Ganz logisch: die Forderung nach ausschließlich sportlich aktiven Einsatzkräften ist ein ganzes Stück an der Realität vorbei. Eine Freiwillige Wehr greift heute auf jeden verfügbaren Mann (bzw. Frau) zurück, egal ob fit – oder eben auch nicht. Freiwillige Feuerwehrleute sind Menschen wie Du und Ich. Die Feuerwehrtätigkeit wird gewissermaßen nebenbei erledigt. Die wenigsten Feuerwehrleute sind durchtrainerte Spitzensportler, wie man sie z.B. in einschlägigen Hollywood – Streifen sieht.
Außerdem: Warum sollte die Tendenz zu Bewegungsmangel und Übergewicht in unserer Industrie – Gesellschaft vor den Freiwilligen Feuerwehren halt machen, deren Mitgliederstruktur bekanntermaßen eine bunte Mischung aller Bevölkerungs- und Berufsschichten ist.
Aber auch ganz logisch: In Einsatz und Übung können Belastungen für Feuerwehrleute extrem hoch sein. Es werden Ihnen dabei mitunter Dinge abverlangt, wie sie nur ein sportlich gut trainierter Mensch kompensieren kann, ohne dabei gesundheitlichen Schaden zu nehmen.
Die Projektziele und die Umsetzung...
Fit zum nächsten Alarm
Die Feuerwehr-Unfallkasse Nord bietet mit dem "Fit For Fire" – Projekt Freiwilligen Feuerwehren die Durchführung eines Fitnessprogramms an, das vor allem die Lust an regelmäßiger sportlicher Aktivität durch das Training von Kondition und Kraft wecken soll.
Zunächst wird das Training unter fachlicher Anleitung 15 Wochen lang ("Anschubphase") von einem/einer erfahrenen Übungsleiter/-in in einer geeigneten Sporthalle vor Ort durchgeführt. Dabei werden einfache Übungen zur Steigerung von Kondition und Kraft durchgeführt, die nach Ablauf der "Anschubphase" eigenständig von den Feuerwehrangehörigen durchgeführt werden können. Als Anregung hilft dabei das "Fit For Fire" – Medienpaket der Feuerwehr-Unfallkassen.
Die Feuerwehr trainiert in der Gruppe, sozusagen ganz vertraut "unter sich". Das soll vor allem Kameradinnen und Kameraden zum Mitmachen motivieren, die seit langer Zeit nicht mehr regelmäßig sportlich aktiv waren.
Während der "Anschubphase" werden die Feuerwehrangehörigen von einem/einer erfahrenen Übungsleiter/-in trainiert, die aus dem selben Ort / aus der selben Gegend kommt, in der die Freiwillige Feuerwehr ansässig ist. Damit ist eine Grundvoraussetzung dafür geschaffen, dass der / die Übungsleiter/-in der Feuerwehr auch nach Beendigung der "Anschubphase" als kompetenter Ansprechpartner in Sachen Sport zur Verfügung steht.
Mehr Informationen über das - Projekt und entsprechende Literaturhinweise erhalten Sie über den Technischen Aufsichts- und Beratungsdienst der FUK Nord