27.08.2007 - Feuerwehr trägt Ostseewasser durch Schleswig-Holstein
KIEL. Dass die Feuerwehr nicht auf dem Schlauch steht, sondern immer aktiv ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Doch dass die Kameraden ihre Schläuche mitsamt Wasser auch durch (fast) ganz Schleswig-Holstein tragen, ist neu. Ebenso neu ist die Tatsache, dass demnächst in der Gemeinde Hasloh im Kreis Pinneberg Ostseewasser sprudelt. Wie das? Was zunächst verrückt klingt, ist ein ernstes Projekt und ein logistischer Kraftakt. Denn die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Hasloh wollen Wasser aus der Kieler Förde in ihre Schläuche füllen und diese dann in zwei Tagen bis nach Hasloh tragen. Unterstützt wird die Aktion vom Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein und 28 Wehren an der 78,9 Kilometer langen Strecke – darunter sieben Wehren aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Am Samstag, dem 1. September (10 Uhr), wird dieses Experiment starten. Schirmherr ist Innen-Staatssekretär Ulrich Lorenz. Er wird am Samstag in Kiel auf den Treppenstufen des Hörn-Campus an der Hörn-Spitze Wasser aus der Ostsee schöpfen und in einen Feuerwehrschlauch füllen. Dieser wird dann unter Druck gesetzt und luftdicht verschlossen. Danach geht der 42,5 Kilogramm schwere Schlauch auf seine rund 80 Kilometer lange Stafette entlang der Bundesstraße 4 von der Landeshauptstadt über Flintbek, Bordesholm, Neumünster, Bad Bramstedt und Quickborn bis nach Hasloh, wo er am Sonntag (2.9.) voraussichtlich gegen 18:00 Uhr ankommen und dann entleert werden soll. Danach wird er zu Gunsten der Jugendfeuerwehrarbeit des Landesfeuerwehrverbandes versteigert.
Natürlich hat diese Aktion auch einen ernsten Hintergrund: Für die Strecke werden knapp 400 Feuerwehrleute gebraucht – die Menge, die landesweit jedes Jahr der Feuerwehr den Rücken kehren und damit kurz- bis mittelfristig die Einsatzfähigkeit so mancher Freiwilligen Feuerwehr massiv schwächen. So sank die Zahl der aktiven Feuerwehrleute seit 1997 bis Ende 2006 um ca. 3800 auf rund 48.500. Mit der spektakulären Schlauchstafette wollen die Kameraden an den jeweiligen Übergabepunkten auf das Problem aufmerksam machen und mit Bürgern ins Gespräch kommen.
Innen-Staatssekretär Ulrich Lorenz nannte die Schlauchstafette „eine großartige Kampagne, um Menschen jeden Alters auf die Arbeit der Feuerwehren neugierig zu machen“. Er appelliert an Bürgermeister und Gemeindevertreter, die Feuerwehren nach Kräften materiell und ideell zu unterstützen. „Die Gemeinden dürfen ihre Feuerwehrführung nicht allein lassen, wenn es um den Erhalt und die Nachwuchsgewinnung für eine leistungsstarke Wehr geht“, sagte der Staatssekretär. Feuerwehrmitglieder seien zudem durch ihre Spezialausbildung wertvolle Arbeitnehmer in Betrieben. Aber auch Frauen und Migranten sollten sich für eine Mitgliedschaft in den freiwilligen Feuerwehren melden, so Lorenz.