Streit um das Gefahrenabwehrzentrum geht weiter Neumünster / cli
– Turbulente Sitzung des Brandschutzausschusses: Die Kommunalpolitiker haben gestern Abend den Oberbürgermeister beauftragt, kurzfristig Verhandlungen mit der Eigentümerin der ehemaligen Hindenburg-Kaserne aufzunehmen. Das Ziel ist, dass die ersten Feuerwehr-Einheiten möglichst schnell dort einziehen können.
Der Ausschuss und der Stadtfeuerwehrverband stimmten nach hitzigen Wortgefechten einem Antrag zu, den OB Hartmut Unterlehberg (SPD) zuvor selbst formuliert hatte.
Konkret bedeutet das: Nach Sanierung können die Freiwillige Wehr Stadtmitte und zwei weitere Einheiten bald in den ehemaligen technischen Bereich der Kaserne umziehen. Die Kosten für die Instandsetzung der Gebäude bezifferte Unterlehberg auf „90000 Euro oder höher“. Er bezog sich dabei auf einen Architekten und erbat „vier bis fünf Wochen Zeit“ für Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
Unterlehberg wies Kritik an seinen Entscheidungen vehement zurück und nannte zwei Punkte, warum es aber aus seiner Sicht in naher Zukunft kein Gefahrenabwehrzentrum (Gaz) geben könne: Zum einen fehle im städtischen Haushalt das Geld, zum anderen gebe es bisher keinen gültigen Bebauungsplan.
Der zweite Punkt brachte den Ausschussvorsitzenden Bernd Delfs (SPD) auf die Palme: „Wir haben in der vergangenen Sitzung gefragt, ob der Ausschuss noch irgendetwas machen muss, damit das Gaz kommt. Sie haben verneint“, giftete er in Richtung des Ersten Stadtrats Hansheinrich Arend (CDU). Der fauchte brüskiert zurück: „Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind. Was haben Sie eigentlich als Ratsherr die ganze Zeit gemacht?“
Unverständnis zeigte Delfs auch gegenüber der Forderung des Stadtwehrführers Klaus-Peter Jürgens, der Oberbürgermeister solle den östlichen Teil der Hindenburg-Kaserne sofort freigeben. „Das würde Geld sparen, und meine Jungs hätten endlich eine vernünftige Unterkunft“, hatte Jürgens gesagt. „Das ist doch Quatsch“, entgegnete Delfs. Schließlich sei das Zentrum auf der anderen Seite der Färberstraße geplant, also im westlichen Teil. Wenn jetzt die Chance bestehe, die ersten Schritte für das Gaz an geplanter Stelle zu machen, müssten die auch getan werden.
Als am Ende der Sitzung die Sprache auf einen Umzug der Berufsfeuerwehr ins Gaz kam, platzte Unterlehberg der Kragen. „Ich fange nicht von vorne an“, schimpfte er. Daraufhin legte ihm ein (Freiwilliger) Feuerwehrmann als Zeichens seines Austritts sein Funkgerät auf den Tisch und sagte: „Ihre Arroganz ist nicht zu überbieten.“
So viel Zündstoff gab es im sonst so harmonischen Brandschutzausschuss wohl noch nie. Gestern ist das Ventil geplatzt. Nach wüsten Beschimpfungen, harschen Zurechtweisungen und einer Sitzung in hochexplosiver Stimmung ist es nun so gut wie sicher, dass Teile der Feuerwehr und der Katastrophenschutz schnell auf das ehemalige Kasernengelände umziehen. Das erste Minimalziel ist für die betroffenen Einheiten erreicht. Der Stil, mit dem beide Seiten arbeiteten, war aber grauenhaft. Darüber sollten die Betroffenen einmal nachdenken