Neumünster - In einer siebenteiligen Serie im Courier macht Ex-Bürgermeister Thomas Michaelis Vorschläge zu einer Stadtentwicklungsstrategie für Neumünster. Der 49 Jahre alte Diplom-Volkswirt und Unternehmensberater war von April 1991 bis März 1997 Wirtschafts-, Finanz- und Liegenschaftsdezernent sowie von 1994 bis 1997 auch Ordnungsdezernent der Stadt Neumünster. Er gehört der CDU an. Mit der Artikelserie möchte der Courier eine konstruktive Diskussion über die Stadtentwicklung anstoßen.
TEIL II
Freizeitpark für Neumünster Im ersten Beitrag hatte ich gefordert, dass die Stadt strategisch wichtige Projekte angehen sollte, mit der sich die Stadt positiv von anderen Städten unterscheidet. Darüber hinaus hatte ich darauf hingewiesen, dass durch sinnvolle Verknüpfung von Angeboten Produktivitätsverbesserungen erreicht und wirtschaftliche Möglichkeiten weitaus besser ausgeschöpft werden können. Wie können solche Angebotsverknüpfungen im Einzelnen aussehen?
Das Designer Outlet Center entsteht im Süden von Neumünster. Von welchen Projekten, die nicht von der Stadt subventioniert werden müssen, kann ein Designer Outlet Center (DOC) profitieren? Welche Projekte können zugleich von einem DOC profitieren?
Es ist völlig klar, dass ein Freizeitpark ein solches Projekt wäre. Es würde jährlich viele Tausende Kunden geben, die vor oder nach einem DOC-Besuch einen Freizeitpark besuchen würden. Es würde auch Tausende Familien und andere Gruppen geben, bei denen ein Partner im DOC einkaufen gehen würde und der andere (gegebenenfalls mit den Kindern) einen Freizeitpark besuchen würde.
Ein potenzieller Betreiber würde die Wettbewerbssituation natürlich genau untersuchen. Der Heidepark Soltau ist 130 Kilometer entfernt, die "gefühlte" Entfernung durch den Elbtunnel ist eher weiter. Der Hansapark in Sierksdorf ist weitaus näher, aber von Neumünster aus schlecht zu erreichen. Sommerland Süd in Tinglev ist etwa 130 Kilometer weit weg und nur wenig bekannt. Legoland ist super-attraktiv, aber eben etwa 200 Kilometer entfernt. Tolk bei Schleswig ist von der Qualität her nicht vergleichbar. Die Wettbewerbssituation für einen solchen Freizeitpark kann also nicht von vornherein als schlecht beurteilt werden, zumal wenn ein Kaufkraftmagnet wie das DOC in unmittelbarer Nähe ist.
Freizeitpark-Idee schon früher verfolgt Die Idee Freizeitpark hatte ich Anfang der 90er-Jahre als Wirtschaftsdezernent bereits verfolgt. Die Idee war, ein solches Projekt an der Autobahnabfahrt Nord zu verwirklichen. Dies wäre einfach realisierbar gewesen, wenn die Zufahrt über die Brücke am Stoverbergskamp möglich gewesen wäre und - mit Hilfe von Fördermitteln des Bundes - entsprechende Abfahrten an der B205 errichtet worden wären. Das war Gegenstand der damaligen Planung für ein Güterverkehrszentrum westlich der B 205, das durch die spätere Absage der Deutschen Bahn AG leider nicht verwirklicht werden konnte.
Die Realisierung eines Freizeitparks in unmittelbarer Nähe des DOC ist möglich. Durch den Bebauungsplan 116 "Industrie- und Gewerbegebiet Süd" steht eine große Fläche mit Baurecht zur Verfügung. Eine nachträgliche Änderung des Bebauungsplans ist nicht schwer.
Nur mit möglichen Betreibern reden Ein Outdoor-Freizeitpark ist sehr flächenintensiv. Wegen der umfangreichen Ausgleichsflächen für den B-Plan 116 ist aber ohnehin nur ein Grundstückspreis von ein bis zwei Euro pro Quadratmeter angemessen, so dass eine Realisierung nicht mit unüberwindlichen Kosten verbunden sein sollte. Es sind zudem auch andere Flächen für ein solches Projekt denkbar.
Die Stadt sollte das Gespräch mit möglichen Betreibern für einen Freizeitpark aufnehmen, bevorzugt solchen, die keine Freizeitparks in der Nähe betreiben. Sollte ernsthaftes Betreiberinteresse bestehen, kann es ein Betreiber- und Investorenauswahlverfahren geben. Die Aufnahme von Gesprächen nur mit Investoren macht wenig Sinn, da diese letztlich auf einen risikotragenden Betreiber angewiesen sind. Eine Ausnahme wären vielleicht die DOC-Betreibergesellschaft und ihre Gesellschafter, die ein besonderes Interesse an einem solchen Freizeitpark haben müssten.
Ganz unzweifelhaft wäre eine Kombination von DOC und Freizeitpark eine herausragende Angebotskombination. Eine solche Angebotskombination gibt es in Norddeutschland weit und breit nicht. Die Stadt hätte ein außerordentliches Alleinstellungsmerkmal, das wegen der Nähe zu Hamburg für ganz Schleswig-Holstein wirtschaftlich sehr attraktiv wäre.
Die Stadt liegt nicht direkt an Nord- und Ostsee und ist daher gegenüber anderen größeren Städten Schleswig-Holsteins benachteiligt. Neumünster hat aber eine in Schleswig-Holstein herausragende verkehrliche Anbindung. Hierzu passt die Kombination DOC und Freizeitpark perfekt. Dies ist auch eine hervorragende Argumentationsbasis gegenüber der Landesplanung.