Tja, Schneekatastrophe, also damals wohnte ich noch nicht in Neumünster, sondern in Berkenthin. Das liegt im Kreis Herzogtum Lauenburg, so zehn Kilometer von Ratzeburg und ca 20 Kilometer von Lübeck. Ein Dorf von ca. 1000 Einwohnern. Durch das Dorf geht die B208 von Ratzeburg nach Bad Oldesloe.
Den ersten Teil der Schneekatastrophe hab ich hauptsächlich als Behinderung unserer geplanten Sylvesterfete in Erinnerung. Wir wollten eigentlich auf eine Landjugendfete in einem Nachbarort aber kein Durchkommen. Und dann finde man mal eben einen Partykeller oder so, der nicht schon befetet wird. Wir wollten uns ja nicht irgendwo anschließen sondern unsere eigene Fete haben. Und als die Raumfrage dann endlich geklärt war, woher kriegt man in der Situation noch das notwendige Zubehör? Also noch bei Mutti und Vati die Bestände ausgedünnt, sollt ja nicht auffallen, und feiern! Die zusätzlichen Schulfreien Tage haben natürlich alle genossen. Die Zeit wurde hauptsächlich genutzt zum Rumlaufen und Schnee gucken.
Ich war im September gerade 16 geworden. Damals gabs in Berkenthin noch keine Jugendfeuerwehr und neu aufgenommen in die aktive Wehr wurde man nur auf der Jahreshauptversammlung, immer im Januar. Nix mit mal so aufm Dienstabend vorbeischauen. Meine Anmeldung lag schon lange vor und so wurde ich als Anwärter aufgenommen.
Zur Einkleidung kam ein Vertreter eines Feuerwehrausrüsters, aber erst ein paar Wochen später. Als dann der zweite Teil des Schnees kam, war ich also noch nicht eingekleidet! Fiel aber überhaupt nicht auf, denn als die Sirene ging kamen alle dick vermummt ans Gerätehaus. Man konnte die Feuerwehrleute nicht von den anderen Helfern unterscheiden. Die ersten Anforderungen waren schon vorher eingegangen und unser LF16 (ein Magirus von der Bauart wie es KleinKummerfeld noch als TLF hat) war gerade wieder aus Ratzeburg zurück. Es hatte dort vom Großhandel Fleisch für den Schlachter sowie Hefe für den Bäcker geholt. Damals gab es beides noch in Berkenthin. Heute statt dessen ein Aldi. Die Schneewehen waren so heftig, daß einige nur Rückwärts durchbrochen werden konnten und die Erzählungen der Kameraden waren so umfangreich, das kann ich gar nicht alles tippen.
Nach den Erfahrungen des ersten Schnees hatte unser dörflicher Radio- und Fernsehtechniker einen Lautsprecher auf das LF8 gebaut und am Vormittag wurde schon durchs Dorf gefahren und alle zum Schaufeln aufgefordert. Wir wurden eingeteilt und eine Hälfte buddelte eine Fahrspur Richtung Lübeck da schon in einigen Häusern das Heizöl knapp wurde und dringend der Tankwagen kommen mußte. Da ja nicht alle an der gleichen Stelle buddeln konnten stapften wir weiter zur nächsten Schneewehe. Unter dem frischen Schnee lagen noch die alten Schneewehen vom ersten Mal. Inzwischen fest geworden so daß man darauf gehen konnte. Gestolpert bin ich dann über die Spitze eine Vorfahrtsschildes, das knapp aus dem Schnee ragte. Als wir kurz vorm Nachbardorf waren kamen und die dortigen Schaufler entgegen und wir konnten auf dem Rückweg noch unsere Fahrrinne (mehr wars ja nicht) verbreitern. Dann haben wir uns an die Straße Richtung Ratzeburg gemacht. Hier waren die Wehen anders, weil die Straße eine andere Richtung zum Wind hatte. Aber trotzdem viel Arbeit. Ich erinnere mich an kleine Szenen. - Daß ein damals ganz modern-neuer MB-Track auf halber Strecke festsaß. Das war damals einer der ersten Schlepper, die eine geschlossene Kabine hatten. Darin saß eine Frau, die wegen eines gebrochenen Beines ins Krankenhaus sollte. Mit dem Schnee war der MB-Track auf gut fertig geworden, aber der außenliegende Dieselfilter war zu kaltgeworden, der Diesel versulzte und der Motor ging aus. - Einer meiner Mitschaufler war so in Schweiß gekommen, daß der Schweiß auf dem Stiel seiner Schaufel gefrohr und ein Eispanzer sich bildete. - Es kamen Kinder aus dem Dorf mit Pferden und Schlitten dahinter. Darauf unsere Verpflegung und Heißgetränke. - Ein Bergepanzer fuhr sich fest. Der Panzer hatte sich auf eine alte Schneewehe geschoben und dann hingen die Ketten in der Luft. - Es dauerte lange, bis überhaupt Bundeswehr auftauchte. Erst nach einigen Tagen kamen die Ersten ins Dorf. Und so weiter. Ich kam also gleich nach meinem Eintritt in die Feuerwehr zu meinem ersten Großeinsatz. Gleich Katastrophenalarm und auch noch über mehrere Tage. Das hatt ich erst zu Tschernobil wieder. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich denk das Ding ist ausverkauft!? Du warst das also! Nein, klar! War von mir auch so geplant. Und wenn du dat Filmchen hast, ist das natürlich toll! Schnacken wir Dienstag mal drüber. Oder bring die DVD gleich mit! Sicher ist sicher!
Der große Schnee- Teil 2: Um 16:00 Uhr wurde für Neumünster der Katastrophenfall (Schnee) erklärt. Auf 20:00 Uhr wurde der Beginn eines Fahrverbots festgesetzt. Etwa 800 Helfer sind in Alarmbereitschaft. Holsteiner Courier vom 14.02.1979
Buuh warst du noch jung damals Ich kann mich noch daran erinnern, wie es war sich einen Weg durch den Schnee zu graben, weil man nicht über ihn gehen konnte und an daran, das wir schulfrei hatten. nähere Info unter " Zeitzeugen" bitte, also bei den älteren Semestern wie meine Person.
Du bist doch damals sicherlich auch über die zugefrorenen Kieler Förde gelaufen, und die Dampfschiffe zu versorgen, oder? Das war, glaub ich, so um 1920. War der Kaiser da eigentlich schon a.D.?
Einsätze von vor,...ach, die meisten von uns waren da noch nicht mal geboren! Und was ist? Einige Einsatzorte haben sich nur dadurch verändert, weil die "Brandlast" umgezogen ist!! Versteht man sowas nun unter "Generationenvertrag"??
März 2010, und man sieht wieder, welche Farbe der Rasen hat! 1979 waren die Rasenflächen dann auch irgendwann wieder grün! Nur waren an den Straßenrändern immer noch mannshohe Schneebergketten. In der Ehndorfer Str. wurden diese durch die Firma Sienkecht per Radlader und LKW entsorgt. Soviel ich weiß, haben sie den Schnee in den Stadtwald gefahren. Und natürlich fragten sich die Leute damals, ob der Sommer nun auch so "außergewöhnlich" werden würde? Sowei ich mich erinnere, war erst der Sommer 1981 ne' richtige Bombe!!
Das Wetter soll sich ca. alle 30 Jahre wiederholen..., lassen wir uns überraschen!!